Die Saison 2013/2014 war von Anfang bis Ende ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst war vor der Saison erst spät klar, dass man überhaupt in der Landesklasse antreten darf. Rein sportlich war man zuvor nämlich abgestiegen und nur Rückzüge andere Mannschaften wurde dem VfB Herzberg 68 ein Startrecht in der Landesklasse zu Teil. Zudem verlor man durch Abgänge drei wichtige Leistungsträger, die zum Teil für den Verein so nicht zu erwarten waren. In vielen Gesprächen gelang es ehemaliger Herzberger Nachwuchsspieler für die Landesklasse zu begeistern, um überhaupt erst einmal einen Kader in der notwendigen Breite aufweisen zu können. Mit der Teilnahme in der Südstaffel wartete nach einigen Jahren auch wieder ein wenig territoriales „Neuland" neu zu entdecken. Von Beginn an war klar, dass nur der Klassenerhalt das oberstes Ziel sein kann, zumal aufgrund der Landesstrukturreform dafür ein 9.Tabellenplatz notwendig war. Schließlich waren über zehn Spieler noch keine 24 Jahre alt und für einige war die Landesklasse eine neue Erfahrung.
Dementsprechend gab es einen holprigen Start und in den ersten vier Spielen gab es auch gleich drei schmerzhafte Niederlagen, wobei das 8:0 Debakel in Bad Liebenwerda besonders die Herzberger Defizite schonungslos aufzeigte. Der erste Sieg am 2.Spieltag gegen den Senftenberger FC zeigte aber der Mannschaft, dass nichts unmöglich ist und mit der richtigen Einstellung auch Punkte errungen werden können. Es folgten vier Unentschieden, darunter jeweils sogar bei den jeweiligen Tabellenführern in Kolkwitz und Friedersdorf, was der Mannschaft viel Selbstvertrauen gab. Mit dem zweiten Heimsieg im Derby gegen Falkenberg bekam man dann auch endlich Tuchfühlung zu den Nichtabstiegsplätzen. Danach folgten jedoch bis zum Ende der Hinrunde traurige Auftritte mit 4 überwiegend deutlichen Niederlagen, nur gegen das klare Schlusslicht aus Schipkau kam die Mannschaft mit viel Mühe zu einem knappen Erfolg. So schloss der VfB Herzberg 68 die Hinrunde auf einem ernüchternden 14.Tabellenplatz mit 7 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer Platz 9 ab. Zudem hatte man mit Christoph Lehmann, Dennis Rosewick und Lukas Hartmann drei Verletzte, deren Rückkehr in der zweiten Saisonhälfte absolut ungewiss war und der später diagnostizierte Kreuzbandriss bei Lukas Hartmann beendete für ihn die Saison so frühzeitig.
Aufgrund der sportlich schwierigen Situation gab es einige interne Diskussionen und es fiel die Entscheidung den Klassenerhalt noch nicht vorzeitig abzuhaken. Man reaktivierte nach einigen Gesprächen Stefan Krüger, zudem ergänzten Jiri Vit und David Cerny das Team. Dies sollte sich später noch als Glücksgriff herausstellen, denn alle drei fanden ohne Anpassungsschwierigkeiten in die Mannschaft. Ein Schlüsselerlebnis war für ddie VfB-Kicker dann das Pokalviertelfinale zum Rückrundenauftakt in Falkenberg, welches sensationell mit 4:0 gewonnen werden konnte. Das besondere daran war vielleicht, dass man dem Pokal bis dato primär keine besondere Beachtung schenkte, da die Pokalbegegnungen zuvor primär von Akteuren der 2.Mannschaft bestritten wurde. Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken kam man auch mit 7 Punkten aus den drei Anfangspartien gut aus den Startlöchern und zeigte auch beherzte Auftritte. Selbst bei der folgenden Niederlage in Lauchhammer war man eigentlich das bessere Team. Die Mannschaft glaubte einfach an sich und wirkte zunehmend gefestigter. Die Jungs machten einfach weniger Fehler und jeder Gegner hatte es nun deutlich schwerer als noch in der Hinrunde. Als am 22.Spieltag auch das nötige Glück dazu kam gelang es als erste Mannschaft den souveränen Tabellenführer und späteren Meister Kolkwitz zu bezwingen. Plötzlich merkte man viel Anerkennung in der Stadt und bei dem sonst so eigenen Herzberger machte sich fast so etwas wie Euphorie breit. Es folgte das Saisonhighlight für die VfB Fans mit dem Pokalhalbfinale zu Ostern beim Ortsnachbarn, dem TSV 1878 Schlieben. Mit einem souveränen 3:1 Erfolg stand die Mannschaften plötzlich sogar im Pokalfinale und es gab viel Arbeit, alle Beteiligten von der rosa Wolke wieder herunter zu holen. Entscheidend gelang dies aber den Luckauern, die den VfB mit 2:1 wieder nach Hause schickten. In einem nervenaufreibenden Spiel besiegte man eine Woche später die SG Friedersdorf mit 3:2 und hatte nur noch 2 Punkte Rückstand auf Platz 9. Es folgten dann drei Spiele gegen Falkenberg, Ruhlund und Schipkau, welche man in der Tabelle schon hinter sich gelassen hatte, aber es trat die große Ernüchterung ein, da man nicht über drei Unentschieden hinaus kam. Damit kletterte man zwar bis auf Rang 10, aber es wartete ein absolut schweres Restprogramm auf die 68er. Die restlichen Partien sollten auch von Dramatik geprägt sein verlangten ein dickes Nervenkostüm. So gelang zunächst gegen den SC Spremberg erst in den letzten Sekunden der Nachspielzeit der Siegtreffer. Im nächsten Heimspiel gegen Großräschen war man zunächst klar unterlegen, aber mit einem glücklichen Elfer kam man zurück in die Partie und da der Tabellenzweite völlig die Linie verlor gewann man das letzte Heimspiel mit 3:1. So hatte man am letzten Spieltag in Peitz ein absolutes Endspiel und vor der Partie die Gewissheit, dass ein Unentschieden zum Klassenerhalt reichen würde. Mit großen kämpferischen Einsatz, einem glänzend aufgelegten Torhüter Sebastian Strack und dem Glück des Tüchtigen gelang sogar der zweite Auswärtssieg der Saison. Damit belohnte man sich für eine nicht für möglich gehaltene Rückrunde und feierte den Verbleib in der Landesklasse. Mit diesem erreichten Hauptziel konnte man sich auch endlich wirklich darüber freuen, dass man zu Pfingsten sogar den Pokalsieg des Fußballkreises Elbe Elster holte, was bis dahin eher zweitrangig war.
In der Liga setzte man 28 verschiedene Spieler ein, was deutlich zum Ausdruck bringt, dass man sich oft der nötigen Unterstützung der 2.Mannschaft gewiss sein konnte und auch die „Exil-Herzberger" aushalfen wenn Not am Mann war. Auch die Fairplay-Statistik kann sich sehen lassen, so mussten lediglich drei Akteure aufgrund der 5.gelben Karte pausieren und durch eine Notbremse von Torwart Strack gab es nur einen Platzverweis. Somit können die Herzberger Fußballer auf eine erlebnisreiche Saison 2014/2015 mit einem wahren "Happy End" zurückblicken, auch wenn der Blick schon wieder auf die kommende Spielzeit gerichtet ist.
Frank Lehmann